Quantum Leap - Wie qtlabs Kommunikation mit dem Einsatz von Satelliten sichert

Das Wiener Startup Quantum Technology Laboratories (qtlabs) bringt Quanten­kommunikation ins All. Das Unternehmen entwickelt Satelliten­technologien, die Organisationen mit hohem Sicherheits­bedarf – von Regierungen über Banken bis hin zu Betreibern kritischer Infrastruktur – den physikalisch abhörsicheren krypto­graphischen Schlüsselaustausch ermöglichen. Dabei nutzt qtlabs den Weltraum als Schlüsseltechnologie für sichere Kommunikation über globale Distanzen.
(Copyright: Dieter Brasch)

Sichere Kommunikationsnetze sind heute unerlässlicher denn je für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Ob in der Wirtschaft, im öffentlichen Leben oder in sicherheitskritischen Bereichen – nahezu alle Prozesse basieren auf der verlässlichen und verschlüsselten Übertragung von Daten. Banken wickeln täglich Milliarden-Transaktionen ab, Fluglots:innen koordinieren tausende Flüge, Energieversorger steuern komplexe Stromnetze und Verteidigungssysteme schützen kritische Infrastrukturen.

All diese Prozesse hängen von sicherer Datenübertragung ab. Diese Daten werden heute von kryptographischen Algorithmen geschützt. Diese beruhen aber auf mathematischen Verfahren, die mit dem Aufkommen leistungsfähiger Quantencomputer angreifbar und damit unsicher werden. Das macht auch die heute ausgetauschten Daten verwundbar, denn bereits jetzt können sie mitgeschnitten und in Zukunft, sobald Quantencomputer verfügbar sind, entschlüsselt werden.

Eine Antwort auf die zunehmenden Sicherheitsbedenken bietet die Quantenmechanik: Quantenkommunikation ermöglicht ein physikalisch gesichertes System, das nicht unbemerkt abgehört werden kann. Dabei ist das System so konzipiert, dass jeder Versuch, die Kommunikation abzuhören, unmittelbar den quantenphysikalischen Zustand der übertragenden Information verändert. Dies stellt sicher, dass Angreifer keine Informationen über den ausgetauschten Schlüssel erlangen können.

Vom Labor ins All

Dieses Prinzip bildet die Grundlage der Technologie von qtlabs, das 2017 von den Physikern Dr. Rupert Ursin und Dr. Thomas Scheidl aus dem Umfeld des Nobelpreisträgers Anton Zeilinger mitgegründet wurde. Es ist ein Beispiel dafür, wie exzellente Wissenschaft in technische und wirtschaftliche Anwendungen übertragen wird.

Heute beschäftigt qtlabs rund 50 Mitarbeitende und ist Teil des europäischen Quanten-Ökosystems. Das Unternehmen arbeitet in mehreren EU-Konsortien, kooperiert mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA sowie mit Branchengrößen wie Thales Alenia Space, Airbus und OHB.

Im Juli 2025 gelang qtlabs ein bedeutender Meilenstein: Als Leiter eines europäischen Konsortiums und in Zusammenarbeit mit der ESA realisierte das Unternehmen erstmals eine Deep-Space-Datenübertragung der NASA-Sonde Psyche über eine Distanz von 265 Millionen Kilometern. Die Übertragung wurde durch optische Instrumente ermöglicht, die in Wien entwickelt wurden.

(Copyright: qtlabs)

Satelliten als Quantenbrücken

Während qtlabs bereits erste Demonstrationsprojekte mit Kunden wie ÖBB und TÜV Nord über Glasfasernetze umsetzt, liegt der strategische Fokus auf weltraumgestützten Lösungen. Glasfasernetze stoßen bei großen Distanzen nämlich an ihre Grenzen. 

Die quantenmechanischen Signale schwächen sich über hunderte Kilometer hinweg ab und können nicht verstärkt werden, ohne ihre quantenphysikalischen Eigenschaften zu verlieren. Satelliten lösen dieses Problem und fungieren als Quantenbrücken, die physikalisch abhörsichere Kommunikation über Kontinente hinweg ermöglichen.

Das Unternehmen entwickelt und verkauft bereits Bodenstationen und Quanten-Nutzlasten für Satelliten. Diese Technologien bilden das Rückgrat für globale Quantenkommunikationsnetze. Regierungen können damit vertrauliche diplomatische Kommunikation absichern, Banken grenzüberschreitende Transaktionen vor Cyberangriffen schützen und Energieversorger ihre internationalen Netzverbindungen sichern.

In den nächsten drei bis vier Jahren will qtlabs satellitengestützte Quantenkommunikation mit österreichischer Technologie erstmals demonstrieren. Ziel wird dabei sein, den Einsatz von Satelliten für Quantenkommunikation zur Absicherung kritischer Infrastrukturen zu validieren.

Industriezentrum für Quantentechnologie

qtlabs plant, in Wien ein hochmodernes industrielles Produktionszentrum für Quantentechnologie aufzubauen. In diesem Zentrum sollen Satelliten-Nutzlasten, Bodenstationen sowie optische Systeme in Serie gefertigt werden – präzise abgestimmt auf die Anforderungen spezifischer Weltraummissionen und individuelle Bedürfnisse von Kund:innen.

Damit will das Unternehmen modernste Technologien in der Quantentechnik direkt in Österreich produzieren und zur Marktreife bringen. Langfristig soll das Produktionszentrum mehrere hundert hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen und Wien als bedeutendes europäisches Zentrum für Quantentechnologie positionieren.