Aerospace Team Graz holt erneut EM-Titel im Raketenbau
Insgesamt 24 Teams aus ganz Europa traten an, darunter Teams der Universität Stuttgart und der Polytechnischen Universität Mailand, die schließlich Platz zwei und drei belegten. Das Grazer Team erreichte beeindruckende 938 von 1000 möglichen Punkten und gewann mit mehr als 220 Punkten Vorsprung im Vergleich zum zweitplatzierten Team.
Hybridrakete ISPIDA erreicht 9.366 Meter
Für den Wettbewerb entwickelte das Team die Hybridrakete ISPIDA, benannt nach einer Eisvogel-Unterart. Die Rakete ist 4,5 Meter lang, wiegt rund 50 Kilogramm und wird von einem Hybridantrieb betrieben, der Lachgas (N₂O) als flüssigen Oxidator und HTPB als festen Brennstoff nutzt.
Damit startet sie mit rund Mach 1,7 und ist für eine Zielhöhe von neun Kilometern ausgelegt. In der Flugwertung trat das ASTG in der Kategorie H9 an – Hybridraketen mit einer geplanten Flughöhe von neun Kilometern.
ISPIDA erreichte beim Wettbewerb 9.366 Meter und landete nach einem sauber ausgelösten zweistufigen Bergungssystem aus Brems- und Hauptfallschirm unbeschadet. Das brachte dem Team zusätzlich den Flight Award der H9-Klasse ein.
Bewertung in vier Kategorien
Die Gesamtwertung der EuRoC setzt sich aus vier Disziplinen zusammen:
- Technische Dokumentation (200 Punkte)
- Raketendesign (250 Punkte)
- Teamleistung (200 Punkte)
- Flugleistung (350 Punkte)
Das Aerospace Team Graz erreichte in drei Kategorien jeweils den zweiten Platz, gewann die Flugwertung deutlich und sicherte sich damit über alle Disziplinen hinweg den Europameistertitel. Der Wettbewerb erstreckt sich über eine ganze Woche, mit mehreren technischen Prüfungen, Inspektionen und bis zu vier möglichen Starttagen.
Fast ein Jahr Vorbereitung
„Unser Team besteht aus rund 90 Mitgliedern, und ich möchte mich bei jedem einzelnen für die starke Leistung in diesem Jahr bedanken", sagt Manuel Maurer, Präsident des Aerospace Team Graz. „Die Vorbereitung dauert beinahe ein Jahr. In dieser Zeit entwickeln wir Konzept und Design der Rakete, arbeiten mit unseren Sponsoren an der Fertigung, testen Komponenten und führen Sicherheitschecks durch. All diese Herausforderungen haben wir mit Bravour gemeistert. In Portugal konnten wir mit vollem Vertrauen in unser System an den Start gehen."
Dass der Sieg so deutlich ausgefallen ist, sei ein Beweis für die technische Qualität und das Zusammenspiel der verschiedenen Teams: Mechanik, Elektronik, Simulation, Software, Testbetrieb, aber auch Organisation, Marketing und Sponsoring.
Interdisziplinäres Team als Schlüssel zum Erfolg
Eine besondere Stärke des Aerospace Team Graz ist die breite interdisziplinäre Aufstellung. Studierende aus 15 unterschiedlichen Studienrichtungen wirkten an ISPIDA mit – darunter Maschinenbau, Elektrotechnik, Physik, Informatik, aber auch Betriebswirtschaft, Medienproduktion, Marketing, Public Relations und Sponsoring.
Dieser Mix sei entscheidend, betont das Team: Nur wenn Technik, Organisation und Kommunikation ineinandergreifen, könne ein komplexes Projekt wie eine Hybridrakete unter Wettbewerbsbedingungen funktionieren.