Hochtechnologie aus Österreich für neuen europäischen Wettersatelliten
Der neue europäische Metop-Wettersatellit soll am Dienstag, 12. August 2025 (lokale Zeit), vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou an Bord der europäischen Trägerrakete Ariane 6 ins All gebracht werden.
Der Wettersatellit wird aus rund 800 Kilometern Höhe hochauflösende Messungen etwa zu Temperatur, Niederschlag, Wolken und Winden erfassen.
Genaue Wettervorhersagen sind für eine moderne Gesellschaft enorm wichtig. Man denke nur an Frühwarnungen vor Extremwettereignissen. Technologie aus Österreich trägt zum reibungslosen Funktionieren dieses neuen europäischen Wettersatelliten bei und ermöglicht dessen Flug ins All
Wichtige Elektronikteile für Wetterdateninstrument aus Wien
Eines der zentralen Instrumente des Wettersatelliten verwendet Technologie aus Wien. Das GRAS-Instrument (GPS Receiver for Atmospheric Sounding) liefert wichtige Wetterdaten für die Wettervorhersage. Es wertet dafür GPS-Navigationssignale aus.
Wichtige Elektronikkomponenten dieses Wetterdateninstruments wurden von uns in Wien entwickelt und gebaut. Das unterstreicht unsere Kompetenz für das Herzstück eines Satelliten, dessen datengenerierenden Instrumente und Sensoren.

Konkret stammt die zentrale Signalverarbeitungseinheit des GRAS-Instruments aus Wien.
Radiookkultation für Wettervorhersage unverzichtbar
Die Radiookkultationsmessung ist für die globale Wettervorhersage und Klimaüberwachung unverzichtbar geworden. Radiookkultation liefert Informationen über Temperatur und Feuchtigkeit und ist eine der wichtigsten Datenquellen für numerische (rechnergestütze) Wettervorhersagemodelle.
Da der Klimawandel immer häufigere und schwerere Extremwetterereignisse verursacht, sind präzise und rechtzeitige Vorhersagen wichtiger denn je. Laut einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie der Vereinten Nationen ereigneten sich 2024 weltweit über 150 der extremsten Wetterereignisse, die jemals aufgezeichnet wurden.
Austro-Thermalisolation schützt den Satelliten
Eine Thermalisolation von Beyond Gravity wird den Wettersatelliten vor der extremen Kälte und Hitze im Weltraum schützen und die Instrumente konstant auf Zimmertemperatur halten. Die Thermalisolation besteht aus mehreren Schichten hauchdünner Spezial-Polyimidfolien, die im Vakuum des Weltraums die Isolationswirkung einer meterdicken Ziegelmauer entfalten.

Hochtemperaturisolation für Unterstufe der Ariane 6
Ins All gebracht wird der Wettersatellit mit der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6. Für die Unterstufe der Rakete Ariane 6 produzierte Beyond Gravity Austria die Hochtemperaturisolation bestehend aus Glas- und Keramikgewebe. Diese muss für einige Minuten extreme Hitze von bis zu 1.500 Grad Celsius aushalten. Die Isolierung schützt die Abgassysteme der Rakete um den mit Sauerstoff und Wasserstoff betriebenen Raketenantrieb.
Hochtemperaturisolation für Oberstufe
Zudem lieferte das Unternehmen Hochtemperaturisolation für die Raketenoberstufe der Ariane 6-Trägerrakete in der Nähe des wiederstartbaren Vinci-Triebwerks. Das Vinci-Triebwerk der Oberstufe kann bis zu viermal neu starten, um an verschiedenen Punkten im Weltall Satelliten auszusetzen. Diese Isolation besteht aus Glasgewebe und Polymerfolien.
Mechanismus für Raketenoberstufe
Für die Ariane 6 lieferte Beyond Gravity Austria zudem einen Kardan-Mechanismus für die Raketenoberstufe. Der Mechanismus dient als lastübertragendes Gelenk zur Ausrichtung des Triebwerks bei der Schubvektor-Steuerung der Raketenoberstufe. Dabei muss der gerade einmal zehn Kilogramm schwere Spezialmechanismus die Schubkräfte von 15 Tonnen (vergleichbar mit der Kraft einer Diesellok) übertragen.
Entwickelt und gebaut wurde der Kardan-Mechanismus am Unternehmensstandort in Wien-Meidling. Die neue europäische Rakete Ariane 6 wird von ArianeGroup im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA gebaut.
Zwei Wettersatellitenfamilien: in 800 km und in 36000 km Höhe
Europa hat zwei wichtige Wettersatellitenflotten, eine in der geostationären Umlaufbahn (rund 36.000 Kilometer von der Erde entfernt) und eine in der polaren Umlaufbahn in rund 800 Kilometern Höhe. Anfang Juli startete der erste Satellit der neuen geostationären Wettersatelliten Europas (siehe APA-Meldung vom 2.7.2025).
Nun wird die Satellitenflotte in rund 800 Kilometern Höhe verstärkt. Die MetOp-Satelliten umkreisen die Erde von Nordpol zu Südpol. Derzeit befinden sich zwei MetOp-Satelliten der ersten Generation im Orbit. Heuer und in den kommenden Jahren werden insgesamt sechs MetOp-Satelliten der zweiten Generation gestartet.
Über das Radiookkultationsinstrument GRAS für europäische Wettersatelliten
Das Radiookkultationsinstrument GRAS verwenden alle bestehenden und zukünftigen Metop-Wettersatelliten. Das GRAS-Instrument (GNSS-Empfänger für die Atmosphärensondierung) liefert wichtige Wetterdaten (vertikale Profile von Feuchtigkeit und Temperatur) für die Wettervorhersage, indem sie Satellitennavigationssignale (GNSS-Signale) verfolgen und auswerten, wenn sie in der Atmosphäre ein- oder aufsteigen. Das Instrument empfängt Signale von Navigationssatelliten im All, etwas des US-amerikanischen GPS-System, des europäischen Galileo-Navigationssystem oder des chinesischen Systems namens BeiDou.
Beyond Gravity Austria ist Österreichs größter Weltraumzulieferer
Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space Austria) mit Sitz in Wien-Meidling ist mit rund 64 Millionen Euro Umsatz (2024) und rund 240 Mitarbeitenden das größte österreichische Weltraumtechnikunternehmen. Das Hochtechnologieunternehmen rüstet weltweit Satelliten und Trägerraketen mit Elektronik, Mechanik und Thermalisolation aus und hat eine Exportquote von rund 100 Prozent.
Die Firma ist in Europa Marktführer bei Navigationsempfängern, Thermalisolation und Triebwerkssteuerungsmechanismen für Satelliten sowie in den USA für Spezialtransportsysteme für Satelliten. Als Spin-off der Weltraumaktivitäten produziert das Unternehmen auch Thermalisolation für Anwendungen auf der Erde, zum Beispiel für Magnetresonanztomographen in der Medizintechnik.
Über Beyond Gravity: 1800 Mitarbeitende
Beyond Gravity mit Hauptsitz in Zürich, Schweiz, beschäftigt rund 1800 Mitarbeitende an 12 Standorten in sechs Ländern (Schweiz, Schweden, Österreich, Portugal, USA und Finnland). Beyond Gravity ist der bevorzugte Lieferant von Strukturen für alle Arten von Trägerraketen und führend bei ausgewählten Satellitenprodukten. 2024 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 359 Millionen Schweizer Franken.
EUMETSAT Factsheet über die zweite Generation der Metop-Wettersatelliten
Nutzen der Raumfahrt im Alltag
- Klimaforschung: Satelliten im Weltall liefern präzise Daten über den Klimawandel
- Energiewende: Satelliten liefern Daten für optimale Standorte von Windkraftanlagen
- Wettervorhersage: 90 Prozent der Daten für die kurzfristige Wettervorhersage kommen von Satelliten aus dem Weltraum
- Kampf gegen Umweltverschmutzung: Satellitenbilder helfen, das Ausmaß von Ölverschmutzungen auf hoher See zu bestimmen
- Navigation: Auf Satellitentechnik basierende GNSS-Navigationssysteme (z.B. GPS oder das europäische Galileo-Satellitensystem) bringen Fahrzeuge sicher an ihr Ziel
- Hilfe bei Naturkatastrophen: Satellitendaten ermöglichen rechtzeitige Warnungen vor anstürmenden Hurrikans
- Satellitenkommunikation: Live-Übertragung der Fußball-EM oder -WM
- Internet in entlegenen Orten: Schnelles Internet an schwer zugänglichen Orten mittels Satellitentechnik
Rückfragen
Beyond Gravity Austria GmbH
Stachegasse 13
A-1120 Wien
MMag. Christian Thalmayr, Head Country Communication
Tel.: +43 (664) 88747876
E-Mail: christian.thalmayr@beyondgravity.com
Web: www.beyondgravity.com