Zweiter Flug: Europas Trägerrakete Ariane 6 mit Technik aus Österreich
Österreichs größter Raumfahrtzulieferer Beyond Gravity Austria lieferte die Hochtemperatur-Thermalisolation für die Raketenantriebe und einen Spezialmechanismus für die Raketenoberstufe.
Ein eigener Zugang zum Weltraum ist für Europa immens wichtig. Spitzentechnologie aus Österreich trägt wesentlich zum reibungslosen Funktionieren der europäischen Trägerrakete Ariane 6 bei.

Hochtemperaturisolation für Unterstufe der Ariane 6
Für die Unterstufe der Trägerrakete Ariane 6 produzierte Beyond Gravity Austria die Hochtemperaturisolation bestehend aus Glas- und Keramikgewebe. Auf der Reise von der Erde in den Weltraum muss der Raketenantrieb für einige Minuten extreme Hitze von bis zu 1.500 Grad Celsius aushalten. Das ist eine Temperatur, wo Eisen zu schmelzen beginnt. Die Isolierung schützt die Abgassysteme der Rakete um den mit Sauerstoff und Wasserstoff betriebenen Raketenantrieb. Die Isolation befindet sich in der Nähe des Vulcain-Antriebs der Unterstufe der Ariane 6.
Hochtemperaturisolation für Oberstufe
Zudem lieferte das Unternehmen Hochtemperaturisolation für die Raketenoberstufe der Ariane 6-Trägerrakete. Diese Isolation besteht aus Glasgewebe und Polymerfolien. Das von Beyond Gravity Austria entwickelte Glasgewebe stellt eine kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Keramikprodukten dar. Die Isolierung wird auf der Oberstufe der Ariane 6-Trägerrakete in der Nähe des wiederstartbaren Vinci-Triebwerks zum Einsatz kommen. Das Vinci-Triebwerk der Oberstufe kann bis zu viermal neu starten, um an verschiedenen Punkten im Weltall Satelliten auszusetzen.
Mechanismus für Raketenoberstufe
Für die Ariane 6 lieferte Beyond Gravity Austria einen Kardan-Mechanismus für die Raketenoberstufe. Der Mechanismus dient als lastübertragendes Gelenk zur Ausrichtung des Triebwerks bei der Schubvektor-Steuerung der Raketenoberstufe. Dabei muss der gerade einmal zehn Kilogramm schwere Spezialmechanismus die Schubkräfte von 15 Tonnen (vergleichbar mit der Kraft einer Diesellok) übertragen.
Zudem muss der Mechanismus beim großen Temperaturgefälle (200 Grad Celsius) zwischen dem kalten Flüssiggas-Treibstofftank und der heißen Brennkammer fehlerfrei funktionieren. Entwickelt und gebaut wurde der Kardan-Mechanismus am Unternehmensstandort in Wien-Meidling. Die neue europäische Rakete Ariane 6 wird von ArianeGroup im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA gebaut.
Beyond Gravity Austria ist Österreichs größter Weltraumzulieferer
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Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space Austria) mit Sitz in Wien-Meidling ist mit rund 50 Millionen Euro Umsatz (2023) und rund 240 Mitarbeitenden das größte österreichische Weltraumtechnikunternehmen. Das Hochtechnologieunternehmen rüstet weltweit Satelliten und Trägerraketen mit Elektronik, Mechanik und Thermalisolation aus und hat eine Exportquote von rund 100 Prozent.
Die Firma ist in Europa Marktführer bei Navigationsempfängern, Thermalisolation und Triebwerkssteuerungsmechanismen für Satelliten sowie in den USA für Spezialtransportsysteme für Satelliten.
Als Spin-off der Weltraumaktivitäten produziert das Unternehmen auch Thermalisolation für Anwendungen auf der Erde, zum Beispiel für Magnetresonanztomographen in der Medizintechnik.

Über die Ariane 6 Rakete
Die Ariane 6 besteht aus drei Hauptteilen, den so genannten „Stufen", die ihre Fracht (Satelliten) transportieren: die Booster (je nach Ausführung zwei oder vier), die untere Hauptstufe (Unterstufe) und die Oberstufe.
Die Booster an der Seite der Hauptstufe sorgen für den Hauptschub beim Start. Die Hauptstufe wird vom Triebwerk „Vulcain 2.1" angetrieben. Die Oberstufe wird von einem wiederzündbaren und mit flüssigem Sauerstoff und Wasserstoff betriebenen Vinci-Triebwerk angetrieben. Mit dem Vinci-Triebwerk kann die Ariane 6 mehrere Satelliten in den Weltraum bringen.
Sobald alle Satelliten ausgesetzt sind, zündet das Vinci-Triebwerk ein letztes Mal, um die Oberstufe in der Erdatmosphäre zu verglühen oder in eine Friedhofsumlaufbahn zu bringen, um mögliche Kollisionen mit in Betrieb befindlichen Satelliten oder Trümmern zu vermeiden.
Über den Weltraumbahnhof Kourou
Der europäische Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guayana) in Südamerika ist ein sehr gut geeigneter Standort für Raketenstarts. Durch die Lage in der Nähe des Äquators erhalten die nach Osten gestarteten Raketen eine zusätzliche Geschwindigkeit durch die Erdumdrehung. Der offene Ozean im Norden und Osten ermöglicht Startflugbahnen, die nicht über bewohnten Gebieten verlaufen. Außerdem gibt es in der Region wenige bis keine Wirbelstürme oder Erdbeben.
Nutzen der Raumfahrt im Alltag
- Klimaforschung: Satelliten im Weltall liefern präzise Daten für die Klimaforschung
- Energiewende: Satelliten liefern Daten für optimale Standorte von Windkraftanlagen
- Kampf gegen Umweltverschmutzung: Satellitenbilder helfen, das Ausmaß von Ölverschmutzungen auf hoher See zu bestimmen
- Kampf gegen Naturkatastrophen: Satellitendaten zur Warnung vor anstürmenden Hurrikans
- Navigation: Auf Satellitentechnik basierende GPS-Navigationssysteme bringen Fahrzeuge sicher an ihr Ziel
- Satellitenfernsehen: Live-Übertragung der Fußball-WM mittels Satellitentechnik
Rückfragen
Beyond Gravity Austria GmbH
Stachegasse 13
A-1120 Wien
MMag. Christian Thalmayr
Tel.: +43 (664) 88747876
E-Mail: christian.thalmayr@beyondgravity.com