Satellitenorganisation Eumetsat holt Uni Graz in Exzellenzzentrum
Zur Erforschung des globalen Klimawandels beobachten Wissenschafter u. a. die Veränderungen der physikalischen Eigenschaften der gasförmigen Hülle über der Erdoberfläche, der Atmosphäre. Klimaexperten der Universität Graz nutzen dazu die Methode der sogenannten Radio-Okkultation. Eumetsat, die europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten, hat die Grazer Experten nun für eines ihr Exzellenzzentren an Bord geholt, teilte die Uni Graz mit.
So wie Licht beim Übergang vom optisch dünneren zum optisch dichteren Medium gebrochen wird, wird auch ein Radiosignal bei der Durchquerung der Atmosphäre verändert. Der Effekt - die Phasenverschiebung der Radiosignale - ist messbar und kann Auskunft über die Beschaffenheit der Atmosphäre geben.
Das ist auch das Grundprinzip der GPS-Radio-Okkultation. Dabei empfangen Satelliten in einem niedrigen Erdorbit (400 bis 800 Kilometer) GPS-Signale eines Sendersatelliten aus rund 20.000 Kilometer Höhe. Wenn diese die Erdatmosphäre durchqueren, verändert die Atmosphäre die Phase, Amplitude und Polarisation des Signals. Aus den erhaltenen Signalmustern lassen sich Rückschlüsse auf Dichte, Druck und Temperatur der Atmosphäre in einem bestimmten Höhenbereich ziehen.
Grazer Forscher verbesserten Okkultationsmethode
Forscher des Grazer Wegener Centers haben in den vergangenen Jahren die Methode zur Fernerkundung der globalen Atmosphäre wesentlich verbessern können. Im Rahmen des Eumetsat-Exzellenzzentrum ROM SAF (Radio Occultation Meteorology Satellite Application Facility) bringen sie nun ihre entsprechende Expertise ein. Als Turbo für die weitere Forschung auf diesem Gebiet stellen Eumetsat gemeinsam mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) für die nächsten fünf Jahre 840.000 Euro zur Verfügung. Von der Uni Graz werden noch weitere 560.000 Euro Eigenleistung eingebracht. Nach der ersten Periode und einer Evaluierung besteht die Option auf Verlängerung um weitere fünf Jahre, hieß es vonseiten der Universität. Andrea Steiner, Leiterin des Wegener Center, wird als Vertreterin der Uni Graz im ROM-SAF-Lenkungsausschuss fungieren.
"Es war ein herausfordernder Weg im internationalen Wettbewerb mit mehrstufigen Vorprojekten und Begutachtungen. Ich bin begeistert und dankbar, dass wir diesen Meilenstein erreicht haben, der unsere Forschung zu globalen Klimaänderungen auf ein Jahrzehnt maßgeblich stärken wird", freute sich Projektleiter Gottfried Kirchengast vom Wegener Center, der das Team der Uni Graz anführt.
Eumetsat ist die europäische operationelle Satellitenagentur für die Überwachung von Wetter, Klima und Umwelt aus dem Weltraum. Die Organisation mit Sitz in Darmstadt wird von derzeit 30 Mitgliedstaaten, darunter auch Österreich, finanziert. Die Daten und Produkte der Eumetsat-Satelliten sind für die Wettervorhersage von entscheidender Bedeutung und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Überwachung der Umwelt und des Klimawandels. Die Satellitenagentur betreibt u. a. Meteosat -9, -10 und -11 über Europa und Afrika sowie Meteosat-8 über dem Indischen Ozean. Die Europäische Union hat Eumetsat zudem mit der Nutzung der vier Sentinel-Missionen der Kopernikus-Weltraumkomponente beauftragt, die der Überwachung von Atmosphäre, Ozean und Klima in ihrem Namen gewidmet sind.