Merkur-Sonde "BepiColombo": Geglücktes Rendezvous mit der Venus
"Es hat alles funktioniert, es war erfolgreich", sagte Simon Plum vom Esa-Satellitenkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt. In der kommenden Woche würde nun eine genaue Analyse erfolgen.
Kurz vor 6.00 Uhr flog das weit über eine Milliarde Euro teure europäisch-japanische Raumfahrzeug in gut 10.000 Kilometer Entfernung an dem Nachbarplaneten der Erde vorbei. Das Manöver wurde aus dem Kontrollzentrum in Darmstadt gesteuert.
Vorbeiflüge an Planeten sind für "BepiColombo" nötig, um die Geschwindigkeit zu reduzieren. Nur so kann das Raumfahrzeug den Schub durch die Sonnengravitation abbremsen und schließlich mit der berechneten Geschwindigkeit in eine stabile Umlaufbahn um den Merkur einschwenken. Am Donnerstagmorgen reduzierte sich die Geschwindigkeit um fast ein Zehntel auf rund 34 Kilometer pro Sekunde.
Sechs mal am Merkur vorbei
Ein ähnliches Manöver flog "BepiColombo" im vergangenen April, als sich die Sonde für einen Vorbeiflug bis auf weniger als 12 700 Kilometer der Erde näherte, ein Katzensprung in den Weiten unseres Sonnensystems. Auf dem Flug zum Merkur, dem kleinsten und schnellsten Planeten in unserem Sonnensystem, wird die Sonde im kommenden August in nur 550 Kilometern Höhe noch einmal an der Venus und insgesamt sechsmal am Merkur vorbeifliegen, bevor sie 2025 in ihre endgültige Umlaufbahn einschwenkt. Nach rund sieben Jahren Flugzeit wird die 2018 gestartete Sonde dann rund neun Milliarden Kilometer zurückgelegt haben.
Bei dem Flug um die Venus sammelte die Sonde Daten und schoss auch Bilder. Sieben der elf Instrumente an Bord sollten Wissenschaftsdaten von der Venus erheben. Auf die Ergebnisse jener drei Messgeräte, an deren Entwicklung sie führend beteiligt waren, warten auch Forscher vom Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit Spannung. Das Grazer IWF ist an den Magnetfeldmessgeräten auf beiden Raumsonden von "BepiColombo" beteiligt.
Venus im Fokus der Forschung
Der Nachbarplanet der Erde war kürzlich wieder in den Fokus gerückt. Erst im September gaben Astronomen bekannt, dass sie in der Venus-Atmosphäre das Gas Monophosphan entdeckt haben. Auf der Erde entsteht dieses vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden. Die Forscher räumten aber gleich ein, dass der Nachweis in der Venus-Atmosphäre kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf dem Planeten ist.
Venus und Erde sind fast gleich groß. Dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zufolge haben sich die Nachbarplaneten aber sehr unterschiedlich entwickelt. Die Atmosphäre der Venus sei wesentlich dichter und bestehe fast ausschließlich aus Kohlendioxid. Das bewirke einen sehr starken Treibhauseffekt und Oberflächentemperaturen von rund 470 Grad. Die Existenz von Wasser und damit auch von Leben sei dort ausgeschlossen.
Die Merkur-Mission ist die erste europäische zum der Sonne am nächsten gelegenen Planeten. Auf der Sonde sitzen zwei Orbiter aus Deutschland und Japan. Sie sollen nach dem Einschwenken der Sonde in eine Umlaufbahn um den Merkur 2025 das Magnetfeld, die Oberfläche und auch die Sonnenwinde untersuchen.