AnimalProtect

Erkennung von Gefährdungszonen, die Tierunfälle entlang von Straßennetzen beeinflussen.

Kurzbeschreibung

Ausgangssituation / Motivation

Verkehrsunfälle mit Wildtieren stellen sowohl durch das steigende Verkehrsaufkommen als auch durch veränderte Lebensräume für die Tiere in Europa ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar. Allein im Oktober und November 2017 kam es zu mehreren teils folgenschweren Unfällen mit Wildtieren in Österreich, die auch Menschenleben forderten (ORF 14.11.2017, Standard 12.11.2017, ORF 30.10.2017).

Allein bei jagdbarem Wild wurden in Österreich in der Saison 2015/16 mehr als 77.000 überfahrene Tiere gezählt. Dabei wurden 304 Personen verletzt, 1 davon verstarb an den Folgen des Unfalls. In den USA kommt es jährlich zu bis zu 1.6 Millionen Unfällen mit jagdbarem Wild mit bis zu 200 Toten und mehreren Tausend verletzten. Der dadurch entstandene Gesamtschaden wird mit 4,6 Milliarden US$ beziffert (III, 2010). AnimalProtect hat aber nicht nur folgenschwere Unfälle für Menschen zum Ziel, sondern behandelt auch das ökologische Problem, das durch das Überfahren von Vögel oder Amphibien entsteht.

Bisher gibt es europaweit nur wenige systematische Untersuchungen zu den Ursachen von Wildunfällen bzw. möglichen Einflussfaktoren, die zu einem vermehrten Auftreten von Unfällen mit überfahrenen Tieren führen. Diese Lücke soll im Projekt AnimalProtect geschlossen werden.

Inhalte und Zielsetzungen

Ziel ist die flächendeckende Ableitung von Gefährdungszonen in der Umgebung von Straßen, um Wildunfälle und damit einhergehende Schäden für Menschen und Tiere mit der Hilfe von Fernerkundungsdaten, Geodaten, Expertenwissen und Ergebnissen aus vorherigen Untersuchungen zu vermeiden.

Methodische Vorgehensweise

Dafür müssen mögliche Einflussfaktoren (Landbedeckung, Gelände, phänologische Einflüsse, Umweltfaktoren, sozial-ökologische Faktoren, etc.) auf das Verhalten von verschiedenen Wildtierarten definiert werden, um diese anschließend auf potentielle Datenbestände (Copernicus Programm, Open Street Map (OSM), etc.) zu übertragen.

Aus dieser wissensbasierten Vorgangsweise sollen schließlich Gefährdungsbereiche für Autofahrer bzw. verschiedene Tierarten abgeleitet werden. Die Validierung der detektierten Wirkungsbereiche soll mit vorliegenden Unfalldaten erfolgen. Dafür müssen Schnittstellen zu bestehenden Datenbeständen von Wildunfällen geschaffen und die Daten homogenisiert werden.

Erwartete Ergebnisse

Die aus der Fernerkundung und Geoinformation abgeleiteten Gefährdungszonen sollen in Form eines cloud-basierten Services angeboten werden, welches das Unfallrisiko in einem bestimmten Straßenabschnitt (z.B. 1 wenig Unfallgefahr bis 5 große Unfallgefahr) liefert. Verschiedene Anwender (Autofahrer, Versicherungen, Navigationsdienste, öffentliche Stellen etc.) sollen daraus entsprechende Schlüsse ziehen (z.B. bereits bei der Planung einer Straße).

Die Anwendung des Services soll im Rahmen des Projekts auch in einem Demonstrator gezeigt werden, der je nach Global Navigation Satellite System (GNSS) bestimmter Position des Nutzers die entsprechende Gefährdung anzeigt.

Projektbeteiligte

Projektleitung

Technische Universität Graz - Institut für Geodäsie, AG Fernerkundung und Photogrammetrie

Projektpartner:innen

  • Birdlife Österreich
  • Institut für Zoologie, Boku
  • Naturhistorisches Museum Wien
  • pentamap mapping services OG

Kontaktadresse

Technische Universität Graz
Institut für Geodäsie
AG Fernerkundung und Photogrammetrie
Univ. Prof. Dr. Mathias Schardt
Steyrergasse 30/I
A-8010 Graz