Dr. Josef Aschbacher, der neue ESA-Generaldirektor im Portrait
Der Geophysiker aus Tirol wurde schon länger als Favorit gehandelt, und am 17.12.2020 durch den ESA-Rat schließlich offiziell zum Nachfolger von Johann-Dietrich Wörner gewählt. Damit hat er sich klar gegen seine Mitbewerber aus Spanien und Norwegen durchgesetzt.
Dank Mondlandung zur Geophysik
Aschbachers Interesse für den Weltraum startete schon früh. Mit sieben Jahren saß er auf dem elterlichen Bergbauernhof in Tirol und starrte gebannt auf die Flimmerkiste, als Neil Armstrong den ersten Fuß auf die Mondoberfläche setzte und so einen großen Schritt für die Menschheit wagte. Ein einschneidendes Erlebnis, dass schließlich dazu Beitrug, dass der Österreicher an der Universität Innsbruck Geophysik und Meteorologie studierte.
Danach startete seine Karriere bei der Europäischen Weltraumbehörde, zunächst 1989 bei dem European Space Research Institute (ESRIN) in Frascati in der Nähe von Rom. Nach Aufenthalten in Asien, wo er am Asian Institute of Technology in Bangkok (Thailand) Erdbeobachtungsmethoden mit Radar-Technologien und Bildverarbeitung lehrte und die Interessen der Esa in Südostasien vertrat, kehrte er 1994 nach Europa zurück.
In seinen sieben Jahren am EU-Joint Research Centre in Ispra (Italien) entwickelte Aschbacher das nunmehr unter dem Namen "Copernicus" bekannte EU-Erdbeobachtungsprogramm mit. Ab 2001 folgte eine siebenjährige Tätigkeit am Esa-Hauptquartier in Paris.
Danach ging der Vater dreier Kinder erneut an das ESRIN nach Italien, wo er für die Programmplanung und Koordination zuständig war. Als Direktor für Erdbeobachtung ist der Autor von mehr als 100 wissenschaftlichen Publikationen seit 2016 für alle Esa-Erdbeobachtungsmissionen sowie alle damit in Verbindung stehenden Anwendungen zuständig. Nun hat der 58-Jährige den Sprung an die Spitze der Europäischen Weltraumorganisation geschafft.
Aschbacher: Österreichische Weltraumindustrie hat „wahnsinnig gute Qualität"
Im Vorjahr sprach sich Aschbacher im APA-Interview dafür aus, dass sich Europa in der Raumfahrt besser aufstelle, um wettbewerbsfähig zu bleiben. "Wir müssen schneller und dynamischer agieren können und den kommerziellen Sektor stärker entwickeln", sagte er. Die Esa müsse mit einer Anstoßfinanzierung durch öffentliche Gelder den kommerziellen Sektor stimulieren, wobei damit die Hoffnung verbunden sei, dass die Firmen dann "weiterführend Produkte entwickeln, die sie am Markt verkaufen und Geld damit machen können".
Der österreichischen Weltraumindustrie – mit rund 120 Unternehmen und etwa 1.000 Beschäftigten – bescheinigt Aschbacher "wahnsinnig gute Qualität". Das Land sei in einigen Segmenten weltweit im Spitzenfeld, sollte sich aber bemühen, das Portfolio zu erweitern.
Die ESA wurde 1975 gegründet, hat 22 Mitglieder, beschäftigt rund 2.200 Mitarbeiter und hat sich ausschließlich der friedlichen Nutzung des Weltraums verschrieben.
(Quelle: APA, 11/2020)