Europas Marsmission mit Technik aus Österreich

Ausblick auf das kommende Weltraumjahr 2022: Technik von RUAG Space Austria für Europas Marsmission und für europäische Wettersatelliten.
Künstlerische Darstellung des ExoMars-Rovers der ESA (im Vordergrund) und der russischen Wissenschaftsplattform (im Hintergrund) auf dem Mars.
Künstlerische Darstellung des ExoMars-Rovers der ESA (im Vordergrund) und der russischen Wissenschaftsplattform (im Hintergrund) auf dem Mars. ( ESA/ATG Medialab)

Im kommenden Jahr nutzen viele Raumfahrtmissionen Hochtechnologie aus Österreich. „Die spektakulärste Weltraummission mit rot-weiß-roter Beteiligung 2022 ist wohl Europas Mission zum Mars", sagt Andreas Buhl, Geschäftsführer von RUAG Space Austria, Österreichs größtem Weltraumunternehmen. Im September soll ein Marsroboter ins All gebracht werden. Die Landung auf dem Mars ist für Juni 2023 geplant. „Damit wird zum ersten Mal rot-weiß-rote Hardware auf dem roten Planeten landen", betont Buhl. RUAG Space Austria gibt dem Marsauto Weitsicht und baute den Mast für die „Augen" des Mars-Rover. Der mehr als ein Meter lange Kameramast besteht aus Kohlefaser und wurde in Wien entwickelt und produziert. Mechanismen gewährleisten das Niederhalten des Masts während Start und Landung, das Ausklappen des Masts nach der Landung sowie das Verstellen der an der Spitze angebrachten Instrumente. Für den Computer („Gehirn") des Rovers wurde in Wien Elektronik für die Stromversorgung produziert. (Beim NASA-Marsroboter Perseverance war Software österreichischer Wissenschaftler im Einsatz, aber keine Technik von RUAG Space Austria.)

Hitzeschutz für neue europäische Rakete

Im Lauf des neuen Jahres soll zum ersten Mal die neue europäische Rakete Ariane 6 ins All starten. RUAG Space Austria produzierte die Hochtemperatur-Thermalisolation für die Raketenantriebe der Trägerrakete. „Der Premierenflug wird eine absolute Bewährungsprobe für unsere Isolation. Auf der Reise von der Erde in den Weltraum müssen die von unserer Isolation geschützten Raketenantriebe für einige Minuten extreme Hitze von bis zu 1.500 Grad Celsius aushalten. Das ist eine Temperatur wo Eisen zu schmelzen beginnt", so Buhl. Die Hochtemperaturisolation für Trägerraketen besteht aus Glas und Keramik und wurde in Berndorf hergestellt. Die neue europäische Rakete Ariane 6 wird von ArianeGroup im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation ESA gebaut.

Meteosat im Weltall
Künstlerische Darstellung von Meteosat Third Generation. (EUMETSAT)

Kameradeckel für Wettersatelliten

Im vierten Quartal 2022 sollen die ersten europäischen Meteosat-Wettersatelliten der dritten Generation vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, ins All starten. Das Wiener Raumfahrtunternehmen entwickelt und baut eine Reihe von verschiedenen Elektronikeinheiten und Mechanismen für die insgesamt sechs Satelliten der neuen Serie. RUAG Space Austria lieferte das elektronische Motorsteuerungssystem des Mechanismus. Zudem produzierte das Unternehmen einen Mechanismus für eines der optischen Instrumente an Bord des Satelliten. Für eines der anderen Instrumente, ein Hochpräzisionsspektrometer, lieferte RUAG Space Austria eine wiederverschließbare, lichtdichte Abdeckung, eine Art „Kameradeckel". Dazu wird ein motorischer Antrieb für die Abdeckung konstruiert und gebaut, damit die beiden Klappen unabhängig voneinander bewegt werden können.

Satellitencontainer und Hitzeschutz für Telekomsatelliten

Im Laufe des kommenden Jahres werden weitere regelmäßige Starts von jeweils mehr als 30 kleinen Satelliten des britisch-indischen Telekommunikationsunternehmens OneWeb stattfinden. Derzeit befinden sich 358 Satelliten im All. Insgesamt sollen zukünftig 650 OneWeb-Satelliten im All arbeiten. Die Telekomsatelliten bringen Internet in entlegene Regionen der Welt. Für den Transport der Satelliten hin zu den weltweiten Raketen-Startzentren lieferte RUAG Space maßgeschneiderte Containerlösungen. Weiters stattete RUAG Space die waschmaschinengroßen Satelliten mit Hitzeschutz aus. Die spezielle Thermalisolation schützt die mehreren hundert Satelliten vor extremer Kälte und Hitze im Weltall von plus/minus 150 Grad Celsius. Die Thermalisolation wurde in Berndorf, Niederösterreich, hergestellt und besteht aus mehreren Lagen metallbedampfter Polyester- und Polyimidfolien.