Österreichische Beteiligung an drei ESA Missions-Konzepten
Im Dezember 2021 wurde die Wissenschaftscommunity der ESA-Mitgliedsstaaten aufgefordert, Vorschläge für eine "schnelle" (auch "Fast" oder "F-class" genannt) und eine "mittlere" ("Medium-size" oder "M-class") Mission auszuarbeiten.
Knapp ein Jahr später steht nun ARRAKIHS als Kandidat für die nächste F-Mission fest. Als M-Mission bleiben noch mehrere Anwärter im Rennen: CALICO, M-MATISSE, Plasma-Observatorium, HAYDN und THESEUS.
An den ersten drei M-Missionen ist das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) beteiligt.
Aus 5 Missionen mach 3
Im April 2022, am Ende der Proposal-Phase 1 wurden 15 aus 44 Missionsvorschlägen für Phase 2 ausgewählt. Diese wurden nun ein weiteres Mal auf eine F-Mission und fünf M-Missionen reduziert. ARRAKIHS wird als F-Mission umgesetzt, die fünf M-Missionen werden in die nächste Phase geschickt.
Hausinterne ESA-Experten durchleuchten die Missionsvorschläge und überprüfen das Design, die Einhaltung der Preis- und Systemvorgaben und die Realisierbarkeit. 2023 folgt die nächste Entscheidung, bei der aus fünf Vorschlägen drei ausgewählt werden.
Ab dieser Stufe wird erstmals auch die Industrie eingebunden, um danach drei kompetitive Missionen in die Endrunde zu schicken. Am Schluss bleibt nur eine M-Mission über.
Grazer Institut für Weltraumfoschung (IWF) mit am Start
Für die aktuell ausgewählten Missionskonzepte ist das IWF zweimal mit Hardware, einmal rein wissenschaftlich beteiligt. Die Missionsziele reichen vom erdnahen Weltraum, über den Mars bis zum Zwergplaneten Ceres.
Es ist großartig, dass es drei Missionen mit Beteiligung des Grazer Instituts für Weltraumforschung in die Top 5 geschafft haben und sie damit eine Runde weiter sind.
Mission CALICO:
CALICO soll In-situ-Untersuchungen der organischen und ammoniakhaltigen Materialien und Salzablagerungen auf dem Zwergplaneten Ceres durchführen, die möglicherweise Aufschluss darüber geben, ob Ceres die Voraussetzungen für Leben bietet oder bot.
- IWF-Beitrag: wissenschaftliche Expertise im Bereich der Charakterisierung von Mineralien und Eisen im Labor, der Exosphärenbildung im Sonnensystem sowie Studien über den Wasseranteil des Zwergplaneten.
Mission M-MATISSE:
M-Matisse will den Mars als globales dynamisches System mit Hilfe einer 2-Satelliten-Konfiguration untersuchen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Ionosphäre, Magnetosphäre und Sonnenwind. Die beiden Satelliten Henri und Marguerite, benannt nach Matisse und seiner Tochter, sollen die räumlichen und zeitlichen Auswirkungen auf verschiedene Prozesse entschlüsseln, die das Marssystem antreiben.
- IWF-Beitrag: Lieferung des Bordcomputers für das Ionen-Massenspektrometer M-MAS und wissenschaftliche Beteiligung.
Mission Plasma Observatory:
Plasma Observatory isteine Multi-Satelliten-Mission (eine Mutterraumsonde, sechs Tochterraumsonden) zur Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen lokalen Teilchen (Ionen) und großräumigen Flüssigkeiten (Plasma) im erdnahen Weltraum, die das Wissen über Beschleunigungs- und Heizungsprozesse im astrophysikalischen Plasma erweitern soll.
- IWF-Beitrag: das IWF ist im wissenschaftlichen Core Team vertreten und baut Magnetometer und Bordcomputer für die Tochtersonden.
Die Beteiligung des IWF an den ESA-Missionen wird von der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) finanziert.
Neben der ÖAW/IWF sind aus Österreich die Universität Wien bei ARRAKIHS und HAYDN sowie Joanneum Research bei CALICO vertreten.