Sonde "Solar Orbiter" ist an Venus vorbeigeflogen

Auf ihrer Mission zur Sonne ist die Sonde "Solar Orbiter" ganz nah an der Venus vorbeigeflogen. Laut der europäischen Raumfahrtbehörde ESA war sie am 27. Dezember um 11.39 Uhr und 20 Sekunden (MEZ) nur 7.448 Kilometer von der Venus entfernt. "Es ist alles glatt gelaufen, es gab keine Probleme", sagte der Leiter des ESA-Missionsbetriebs im Kontrollzentrum in Darmstadt, Simon Plum.
Der ESA Solar Orbiter während des Venus Flyby
Der ESA Solar Orbiter während des Venus Flyby ( ESA/ATG medialab)

Details zur genauen Flugbahn gebe es in der nächsten Woche, wenn die Navigationsdaten ausgewertet seien. Coronabedingt hatte nur eine kleine Mannschaft den Vorbeiflug im Kontrollzentrum beobachtet. Vieles laufe von zu Hause aus, so Plum. "Die Sonde wird abgebremst und die Bahn geändert, um in Zukunft einen neuen Blick auf die Pole der Sonne werfen zu können."

Die rund 1,5 Milliarden Euro teure Mission der ESA und der US-Raumfahrtbehörde NASA war im Februar von Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet. "Aktuell ist die Sonde 231 Millionen Kilometer von der Erde und 108 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt", sagte der Experte.

Im Laufe der ambitionierten ESA-Mission wird sich die Raumsonde "Solar Orbiter" der Sonne auf 42 Millionen Kilometer annähern. Auf seinem rund dreieinhalbjährigen Weg zur Sonne muss der Orbiter mehrmals an Erde und Venus Schwung holen, um seine endgültige Umlaufbahn zu erreichen, von der er erstmals auf die Pole der Sonne schauen wird.

Zehn wissenschaftliche Instrumente an Bord

An Bord des 1,8 Tonnen schweren Orbiters sind zehn wissenschaftliche Instrumente. Forscher erhoffen sich neue Erkenntnisse über die Sonne und das Magnetfeld, das etwa Sonnenstürme oder Eruptionen antreibt und damit auch Auswirkungen auf unseren Heimplaneten hat.
"Solar Orbiter" soll bis auf 42 Millionen Kilometer an die Sonne heranfliegen. Um vor den Temperaturen von mehreren Hundert Grad geschützt zu sein, verfügt die Sonde über ein Hitzeschild aus Titan. Erste Bilder des Orbiters aus eine Entfernung von 77 Millionen Kilometern wurden bereits im Juli präsentiert. So nah war Experten zufolge noch keine Mission, um Bilder von dem Stern zu machen.

Noch näher ab 2025

Erst im Oktober war die Weltraumsonde "BepiColombo" an Venus vorbeigeflogen und hat laut dem IWF-Wissenschafter Martin Volwerk interessante Aktivitäten im Magnetfeld unseres Nachbarplaneten gezeigt. Die Flugbahn von "Solar Orbiter" soll ähnlich verlaufen. "Dadurch erwarten wir weitere Ergebnisse aus diesen noch unerforschten Gebieten im Magnetschweif des Planeten", schilderte Volwerk. Ab 2025 erfolgen weitere, sehr viel nähere Venus-Vorbeiflüge mit wenigen hundert Kilometern Abstand.

"Solar Orbiter" startete am 10. Februar vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral ins All. Die im Rahmen der Mission gesammelten Daten sollen helfen, Sonneneruptionen und das u.a. davon bestimmte Weltraumwetter und dessen Auswirkungen auf die Erde besser zu verstehen und unseren Planeten davor zu schützen. Die Mission, zu der auch die NASA beiträgt, ist mit insgesamt zehn wissenschaftlichen Instrumenten ausgerüstet. Neben dem IWF sind weitere österreichische Institutionen an der Mission beteiligt: Die Universität Graz zeichnet für die wissenschaftliche Softwareentwicklung des Röntgenteleskop STIX an Bord des "Solar Orbiter" verantwortlich, für die Thermalisolation des Satelliten war die Wiener Weltraumfirma RUAG Space zuständig.