Vier ERC-Synergy Grants an Projekte mit österreichischen Forschern
An vier dieser Kooperationsprojekte sind in Österreich tätige Wissenschafter beteiligt, teilte der ERC mit. Sie arbeiten an den Universitäten Wien und Innsbruck, dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) und dem Erdbeobachtungsunternehmen b.geos.
In Summe vergibt der ERC 350 Mio. Euro an Gruppen mit zwei bis vier Wissenschaftern. Ziel ist die Unterstützung von Projekten, die ohne die enge Zusammenarbeit in diesen kleinen Gruppen nicht möglich wäre. Durch die Kombination von einander ergänzenden Fähigkeiten und Ressourcen sollen dabei ambitionierte wissenschaftliche Problemstellungen im Grenzbereich zwischen Disziplinen bearbeitet werden.
Grenzen der Quantenwelt ausloten
Im mit 13 Mio. Euro geförderten Projekt "Q-Xtreme" wollen die Quantenphysiker Markus Aspelmeyer (Uni Wien) und Oriol Romero-Isart (Uni Innsbruck) gemeinsam mit Kollegen der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) Zürich die Grenzen der Quantenwelt ausloten und erstmals einen Festkörper aus Milliarden von Atomen an zwei Orten gleichzeitig positionieren. An Elementarteilchen, Atomen oder mehrere Tausende von Atomen enthaltenden Molekülen wurde dieses Superpositionsprinzip, wonach sich ein einzelnes Objekt so verhalten kann, als ob es gleichzeitig an mehreren Orten wäre, bereits in zahlreichen Experimenten bestätigt. Nun wollen sie deutlich größere Teilchen, die aus Milliarden von Atomen bestehen, in einen solchen Überlagerungszustand versetzen.
Die Vorteile der Elektronenmikroskopie mit hochauflösender Spektroskopie will Thomas Pichler von der Universität Wien zu einem revolutionären Forschungsinstrument für die Materialanalyse im Projekt MORE-TEM verbinden. Gemeinsam mit Kollegen aus Italien, Deutschland und Japan erhält er für die Entwicklung eines Elektronen-Nanospektrometers 14 Mio. Euro. Die Wissenschafter wollen damit die atomare Struktur von Nanomaterialien sehen und gleichzeitig ihre lokalen Eigenschaften bestimmen. Als Anwendungsmöglichkeiten nennen sie etwa Grundlagenstudien zur Entstehung von Quantenphasenübergängen wie beispielsweise Supraleitung, das Konstruieren von Nanomaterie mit atomistischer Kontrolle oder technologische Anwendungen wie die Verbesserung von Batterieelektroden.
Projekt untersucht Permafrost
Im Mittelpunkt des Projekts Q-ARCTIC des Max Planck Instituts für Meteorologie in Hamburg, des Max Planck Instituts für Biogeochemie in Jena und des in Korneuburg (NÖ) ansässigen Erdbeobachtungsunternehmens b.geos steht der auftauende arktische Permafrost. Dieser gilt als kritisches Element im globalen Klimasystem, da er große Mengen an Kohlenstoff speichert, der bei zunehmender Erwärmung freigesetzt werden kann. Dabei gibt es zahlreiche Rückkopplungsprozesse, die durch Faktoren wie Hydrologie, Topographie und Biologie beeinflusst werden. In dem Projekt sollen diese Prozesse untersucht und die Ergebnisse in Erdsystemmodelle eingearbeitet werden. Dazu werden Messungen auf Basis innovativer Satellitenfernerkundungsmethoden (b.geos), direkte Messungen in der Arktis (Max Planck Institut in Jena) mit einem Erdsystemmodell der neuesten Generation (Max Planck Institut Hamburg) kombiniert, erklärte b.geos-Gründerin und -Chefin, Annett Bartsch, gegenüber der APA.
Um den globalen Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad Celsius halten zu können, sind Technologien mit negativen Emissionen erforderlich, etwa die Abscheidung von CO2 aus der Atmosphäre und anschließende sichere Speicherung. Der Direktor des IIASA-Energieprogramms, Keywan Riahi, will gemeinsam mit Kollegen aus Deutschland und Dänemark im Projekt GENIE herausfinden, wie, wo und wann diese Technologien wirksam eingesetzt werden können. Ziel ist es, eine robuste, wissenschaftliche Bewertung für die Politik zu erstellen.